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Konzert Heilandskirche Leipzig, 29.02.2020, Foto: Jörg Sander

Unter der Überschrift »Confessio musicale« (»Musikalisches Glaubensbekenntnis«) kommen vom 22.02. bis 08.03.2020 25 junge Musiker – Schüler an Musikschulen und Musikhochschulen aus Sachsen – in Leipzig zu einer Akademie zusammen, um ein anspruchsvolles Konzertprogramm der Alten Musik mit Schwerpunkt auf der mitteldeutschen Barockmusik in historisch informierter Aufführungspraxis zu erarbeiten.


Sie werden dabei praktisch und theoretisch von erfahrenen Dozenten aus den Bereichen Jugendorchesterarbeit, Alte Musik und Musikwissenschaft unterstützt und können so ihr Wissen um Gestaltungsmöglichkeiten und Inhalte der Alten Musik erweitern.

Nicht »nur« ein Projektorchester

Ein Dankeswort von Paul Enders

In den 16 Tagen der Musikakademie »Confessio Musicale« ist es uns gelungen ein musikalisch und logistisch anspruchsvolles Programm zu erarbeiten und in 5 sehr schönen Konzerten zu präsentieren. Sicherlich konnte jede und jeder der Teilnehmer an dem breit gefächerten Programm wachsen und etwas dazu lernen. Die 16 Tage boten den Akademisten aber auch die Möglichkeit sich persönlich besser kennenzulernen. Am Ende der gemeinsamen Zeit war, wie geplant, ein richtiges Ensemble entstanden und nicht »nur« ein Projektorchester. Aus den vielen positiven Reaktionen auf unsere Konzerte in Leipzig und der Umgebung kann ich schließen, dass dies von den Konzertbesuchern auch positiv wahrgenommen wurde. Für alles das möchte ich mich bedanken!

Zuerst gebührt mein Dank sicherlich den Musikern und Dozenten, die viel Zeit und Energie ins Gelingen der Akademie investiert haben. Aber auch alles, was jenseits des bloßen Musizierens getan werden musste, wäre alleine nicht zu schaffen gewesen. Bei der Planung und Durchführung der Akademie durfte ich erleben, wie gutes Teamwork funktioniert. Viele wunderbare Menschen standen mir zur Seite und sorgten fast immer unsichtbar für den Erfolg unserer Arbeit, ob mit Verpflegung oder Unterstützung bei allem, was mit Technik zu tun hat.

Dass die Akademie für alle Beteiligten kostenlos war, liegt zum einen an der Opferbereitschaft aller Beteiligten, aber auch an großzügiger Unterstützung durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, die Kulturförderung der Stadt Leipzig, die Kulturförderung der Stadt Wurzen und viele Unternehmen, die unser Konzept unterstützen wollten.

Schließlich bleibt mir noch der Dank an das Netzwerk Alte Musik für die starke strukturelle Unterstützung, die der Akademie zuteil wurden, von guter Logistik bin hin zu exzellenter Pressearbeit. Dieses Projekt hat allerdings nicht nur zum wiederholten Male die Planungsmöglichkeiten des Vereins gezeigt, sondern wurde auch in seiner Konzeption dem Netzwerkcharakter gerecht, indem es Musiker vom Achtklässler bis zum Professor und vom begabten Laien bis zum fertigen Musikstudenten zusammenbrachte und aus den vielen musikalischen Identitäten ein Ensemble formte. Zu sehen, dass neue Freundschaften zwischen den Teilnehmern entstanden oder Bekanntschaften vertieft wurden, hat mir große Freude bereitet und Lust gemacht auf eine Wiederholung.

Mit großem Dank und musikalischen Grüßen
Paul Enders

Fotos

Konzert in der St. Laurentiuskirche, Leipzig-Leutzsch am 28.02.2020:

Konzert in der Heilandskirche Leipzig am 29.02.2020:

Konzert in der Stadtkirche St. Wenceslai Wurzen am 08.03.2020:

Alle Fotos: Julia Sander

Projektvideo

Konzerte

Im Rahmen der Akademie finden fünf Konzerte statt, zwei davon in Leipzig (28.02. St. Laurentiuskirche und 29.02. Heilandskirche) sowie drei im Landkreis Leipzig (06.03. Schlosskirche Chemnitz, 07.03. Kirche Panitzsch und 08.03. Stadtkirche Wurzen).
Durch die Konzerte werden die musikalischen Ergebnisse der Akademie an das Publikum in Leipzig und im Landkreis weitergegeben. Die Konzertbesucher können wenig gespielte Werke der lokalen Musiktradition in historisch informierter Aufführungspraxis erleben. Es erklingen Gamben, Dulciane, Blockflöten, Geigen, Lauten, Bässe, Celli, Bratschen, Oboen, Cembalo, Orgel und natürlich Gesang.

Das Konzertprogramm vereint Werke vom Frühbarock bis zur Frühromantik, und unternimmt dabei den Spagat von Michael Praetorius bis zu Felix Mendelssohn Bartholdy:

Michael Praetorius (1571-1621) »Wir gleuben all an einen Gott«
Choralkonzert à 11 aus »Polyhymnia Caduceatrix & Panegyrica« (1619)
Christoph Bernhard (1628-1692) »Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren«
Johann Friedrich Fasch (1688-1758) Ouverture d-Moll für zwei Oboen und Fagott, FaWV K:d4
Johann Sebastian Bach (1685-1750) »Brich dem Hungrigen dein Brot«
Kantate zum 1. Sonntag nach Trinitatis, BWV 39
»Wer nur den lieben Gott lässt walten«
Choralvorspiel BWV 642
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847) »Wer nur den lieben Gott lässt walten«
Choralkantate, MWV A 7

Den Ausgangspunkt bildet das Choralkonzert »Wir gleuben all an einen Gott« von Michael Praetorius aus dem Jahr 1619. Es ist eine klanggewaltige Vertonung des christlichen Glaubenbekenntnisses und liefert somit den zentralen Text in Bezug auf christliches Selbstverständnis.
Die folgenden Werke befassen sich mit zentralen Einzelthemen des Glaubens und stellen somit gleichsam eine Auslegung des ersten Werks dar: Christoph Bernhards mehrchöriges Werk »Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren« thematisiert die christliche Hoffnung auf Wiederauferstehung und ewiges Leben. Im Zentrum der Kantate »Brich dem Hungrigen dein Brot« von Johann Sebastian Bach steht die Aufforderung zur christlichen Nächstenliebe. Dazwischen erklingt als instrumentales Werk die Ouverture d-Moll für zwei Oboen und Fagott von Johann Friedrich Fasch und lässt den Zuhörern Raum für eigene Gedanken.
Der Choral »Wer nur den lieben Gott lässt walten« ermutigt schließlich zu Gottvertrauen in schweren Zeiten und erklingt in zweifacher Weise, einmal als Choralvorspiel von J. S. Bach und dann noch einmal als Choralkantate von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Kammermusik

Zusätzlich zu den Konzerten wird eine kammermusikalische Betätigung der Akademisten gefördert. Geplant ist hierzu am 04.03. eine Hausmusik mit Gasteltern und Freunden. Die kammermusikalische Betätigung soll insbesondere auch der Vernetzung der jungen Musiker untereinander dienen.

Bildungsprogramm

Über die musikalische Qualifizierung hinaus dient die Akademie auch der Weitervermittlung von Leipziger und mitteldeutscher Musiktradition an die Teilnehmer.
Geplant sind hierzu eine gemeinsame musikalische Stadtführung mit der Leipziger Notenspur am 02.03., eine Hospitation beim Ensemble „amici musicae“ am Abend des selben Tages und ein Führung durch das Museum im Mendelssohn-Haus am 03.03.

Akteure

Musikalisch-künstlerische Leitung

Ron-Dirk Entleutner, Foto: privat

Ron-Dirk Entleutner, Foto: privat
Die musikalisch-künstlerische Leitung der Akademie liegt in der Hand von Ron-Dirk Entleutner. Er verfügt sowohl über die erforderlichen pädagogischen Voraussetzungen für die Arbeit mit den jungen Akademisten als auch über Wissen und Erfahrung bei der Einstudierung Alter Musik unter Verwendung eines historischen Instrumentariums.
Ron-Dirk Entleutner war von 1985 bis 1994 Mitglied des »Thomanerchores zu Leipzig« und sammelte dort als Chorpräfekt Erfahrungen im Dirigieren. An der »Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy« studierte er anschließend Dirigieren und Gesang. Seit 2000 ist er Leiter des Jugendsinfonieorchesters der »Musikschule Johann Sebastian Bach« in Leipzig, welches unter ihm bereits mehrfach Preisträger beim »Deutschen Orchesterwettbewerb« war, und Gründer des Ensembles »amici musicae«, welches sich seit 1994 vornehmlich der in der Akademie gespielten Literatur widmet. Er gastierte mit seinen Ensembles u. a. in der USA, Japan, Israel und ist dabei international als Dirigent und Workshopleiter gefragt.

Fachgruppenleitung

Der künstlerische Leiter wird bei seiner Arbeit von der Fachgruppenleitung bei Registerproben und als ergänzender Ansprechpartner für die Akademisten unterstützt. In den Registerproben haben die Musiker Gelegenheit, sich mit dem Repertoire vertraut zu machen und Aufführungsstile gemeinsam zu erarbeiten und zu erproben.
Die Fachgruppenleitung des Projektes übernimmt die Cellistin und Gambistin Doris Linde. Bereits vor Jahrzehnten hat sie Pionierarbeit in der Erarbeitung historischer Aufführungspraxis geleistet, war viele Jahre Mitglied der »Capella Fidicinia« unter Leitung des Musikwissenschaftlers Dr. Hans Grüß und Lehrerin an der »Musikschule Johann Sebastian Bach« in Leipzig. Wir sind froh, für die Akademie auf ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Alten Musik zurückgreifen zu können.

Musikwissenschaftliche Betreuung

Die Akademie wird von musikwissenschaftlicher Seite durch Dr. Christine Blanken unterstützt, die seit 2005 als Musikwissenschaftlerin am Bach-Archiv Leipzig tätig ist. So wird sie u. a. in einem Vortrag die Teilnehmer über die Entwicklung der sakralen Musik im mitteldeutschen Raum und ihren Einfluss auf die weltliche Musik informieren, in das Konzertprogramm einführen und dieses in einen größeren Kontext stellen.