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Im Zentrum des Projektes standen weltliche Kantaten des französischen Hochbarock, in denen verschiedene Aspekte der menschlichen Liebe behandelt werden. Es erklangen Werke von Marchand, Rameau, Campra, Marais und Stuck.


Die Konzerte des Projektes fanden am 11.05. in der Ev. Laurentiuskirche Leipzig-Leutzsch und am 12.05. in der Stadtkirche St. Wenzel Naumburg statt, dort im Rahmen der Konzertreihe »Orgel punkt zwölf«.

Fotogalerie

Fotos: Julia Sander

Ausführende

Sopran Johanna Jäger
Bass Vincent Berger
Violine Nadi Perez-Mayorga, Wiebke Heilmann
Viola da gamba Alma Stoye
Theorbe Matthias Otto
Cembalo Julia Vash
Orgel Sebastian Heindl (nur in Naumburg)

Projektinfo

»Une histoire d´amour tragique« erzählt eine Geschichte tragischer Liebe. Unverbesserliche Schürzenjäger und Femmes fatales wie Dido treten auf, umrahmt von den beiden allegorischen Figuren Héraclite und Démocrite, die sich als Liebesleid und Liebesfreud gegenüber stehen. – Wer da am Ende die Oberhand behält?

»Legendary!« ist der vertraute Slogan des Womanizers Barney Stinson in der US-Serie »How I met your mother«. Barneys Geschichten seiner sexuellen Abenteuer und Eroberungen bilden viele der schönsten Momente der Serie. Der Barney Stinson der Antike ist zweifelsohne Jupiter, der Göttervater höchstselbst. Seine zahlreichen Seitensprünge sind heute in den größten Werken der griechisch-römischen Weltliteratur überliefert. Während Barney auf sein »Playbook« zurückgreifen muss, hat der göttliche Charmeur Jupiter ganz andere Möglichkeiten. Seinen Liebschaften erscheint er in Gestalt eines Schwans, eines Satyrs, als Wolke, Feuer, goldener Regen oder eben als Stier (um nur einige Beispiele zu nennen). Nicht selten endet eines der amourösen Abenteuer tragisch.

Les Amans trahis

Rameaus »Les Amans trahis« (»Die betrogenen Liebenden«) ist ein seltenes Beispiel für eine komische Kantate im französischen Barock. Rameau schrieb alle seiner 7 weltlichen Kantaten vor 1723 während seiner Zeit als Organist in Clermont-Ferrand. Die verschiedenen Stilmittel, die Rameau in »Les amans trahis« nutzt, um z.B. Lachen und Weinen darzustellen, greifen den epoche-prägenden Stil seiner großen tragédies lyriques vor. Unter seinen Zeitgenossen außerordentlich beliebt, wird Rameaus Musik in einem Nachruf sogar die Wirkung zugeschrieben, Kranke zu heilen.

Enée et Didon

Der aus Südfrankreich stammende André Campra wirkte große Teile seines Lebens in Paris. Da er als Komponist anfangs einen Karriereweg mit geistlicher Musik einschlug, wollte er zunächst nicht mit seinen (durchaus sehr erfolgreichen) weltlichen Werken in Verbindung gebracht werden und signierte sie mit dem Namen seines Bruders Joseph. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die stilistische Auseinandersetzung zwischen französischer und italienischer Musik bzw. die Vermischung beider Stile schwer in Mode. »Enée et Didon« ist beispielhaft für die ästhetische Prämisse der »réunion des goûts«, der Ausgewogenheit zwischen italienischer Ausdruckskunst und französischer Anmut.

Héraclite et Démocrite

Das bekannteste Werk des Programms ist Stucks »Héraclite et Démocrite«. Trotz seines deutsch klingenden Namens in Italien geboren erwarb sich Stuck als Opernkomponist schnell großen Ruhm in Paris. Der Pessimismus und Optimismus der beiden allegorischen Figuren Héraclite und Démocrite ist in der Kantate in wundervolle musikalische Formen gegossen. Diese Modell-Kantate bildet einen würdigen Abschluss eines Programms voller Leid und Freude.

»Une histoire d´amour tragique« wirft einen Blick auf die »Cantates françaises«. Musiziert wird in historisch informierter Aufführungspraxis. Studierende und Professionelle haben sich zusammengetan, um die in Deutschland zu Unrecht vernachlässigten Meisterwerke französischer Barockmusik wieder ins Rampenlicht zu rücken.