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Lelio im Prolog von Orazio Vecchis L’Amfiparnaso (Holzschnitt, Angelo Gardano, Venedig 1597)

Das Projekt befasst sich mit einer szenischen Aufführung der bekanntesten aller Madrigalkomödien – L’Amfiparnaso von Orazio Vecchi – in originaler Besetzung mit fünfstimmigem Vokalensemble und Laute.

L’Amfiparnaso stammt aus einer Zeit, in der es die Oper noch nicht gab. Wenige Jahre vor Claudio Monteverdis L'Orfeo (1607), die als erste Oper der Musikgeschichte gilt, ahnten schon einige italienische Komponisten am Ende des 16. Jahrhunderts etwas von dieser vielversprechenden Gattung. Sie vereinten Sprache und Musik mit schauspielerischen Elementen des Straßentheaters, der »Commedia dell´arte«, verbanden dies aber nur mit sparsamen instrumentalen Mitteln. L'Amfiparnaso ist ein Werk inmitten einer musikalischen Zeitenwende und drückt in der Einmaligkeit seiner Komposition die Ambivalenz dieser Entwicklungsphase beispielhaft aus. L’Amfiparnaso ist der Versuch Orazio Vecchis, zwei damals beliebte Künste zusammenzuschweißen: die vornehmere des Madrigals und die derbe der commedia dell'arte. Musik drängt zur Szene, was in dieser Zeit in Norditalien nichts Ungewöhnliches ist. In Florenz ist ein gelehrter Kreis dabei, nach antikem Vorbild die ersten Opern zu entwickeln. Orazio Vecchi geht einen anderen Weg, er arbeitet in seine fünfstimmigen Madrigale Dialoge ein und diese handeln von törichten Alten, jungen Verliebten und pfiffigen Dienern.

Zwar erscheint das an die Personen der commedia dell’arte angelehnte Libretto allein eher banal oder gar derb, im besten Fall rührend. Doch in Verbindung mit der klaren und feinen Architektur der fünfstimmigen Madrigale, die ein Musterbeispiel später Vokal-Polyphonie darstellen, wird aus dem Banalen plötzlich etwas Subtiles.

So ist für das Publikum die Zeitenwende, die unsere abendländische Musikkultur geprägt hat wie kaum eine andere, über die Werkrezeption unmittelbar erfahrbar und bietet damit nicht nur einen musikalischen, sondern auch musikhistorischen Reiz. L´Amfiparnaso ist also der Übergang von religiöser zu profaner Musik mit Verbindung zum traditionellen Straßentheater.

Ausführende

Ensemble voicemade

Ensemble Voicemade, Foto: Henriette Jopp

Ensemble Voicemade, Foto: Henriette Jopp

Das Vokalsextett voicemade hat seine Wurzeln in der für ihre hochqualitative a Cappella-Szene bekannten Musikstadt Leipzig. Seit 2017 begeistert das gemischtstimmige Ensemble sein Publikum mit abwechslungsreichen Konzertprogrammen in ganz Europa.

Das Repertoire von voicemade ist vielfältig: geistliche Werke der Renaissance und barocke Motetten, romantische Werke bekannter wie auch in den Hintergrund geratener Komponisten bis hin zu Ur- und Erstaufführungen aus dem weiten Feld der zeitgenössischen Musik bilden einen reichen Schatz der Vokalmusik. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der enormen Bandbreite von Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts. Weltliche Werke aller Epochen sowie beschwingte Arrangements bekannter Songs aus dem Pop-Jazz-Genre runden das facettenreiche Programmangebot des Ensembles ab. Gerade der Kontakt zu jungen Komponistinnen und Komponisten führt zu zahlreichen Uraufführungen und neuen Arrangements bekannter Werke.

Neben der klanglichen Homogenität schätzen Publikum, Veranstalter und Medien die jungen Sängerinnen und Sänger auch wegen der ausgefallenen Programmgestaltung. So hat der Westdeutsche Rundfunk im Dezember 2021 voicemade zu einer Konzertaufzeichnung eingeladen, die an Heiligabend 2021 auf WDR 3 zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde. Das Vokalsextett ist in namhaften Konzertreihen und bei Musikfestivals sehr gern eingeladener Gast. Viel musikalische Abwechslung ist garantiert. Ein faszinierender Klang ebenso. Und alles komplett voicemade.

https://voicemade-ensemble.com/

Matthias Otto, Laute

Matthias Otto (Foto: Julia Sander)

Matthias Otto (Foto: Julia Sander)

Matthias Otto entstammt einer Musikerfamilie. Seine erste musikalische Ausbildung (Gesang, Violine) erhielt er im Dresdner Kreuzchor. Danach studierte er Chemie und Violine und wirkte aktiv in verschiedensten Ensembles in Leipzig, Wien und Dresden mit. Eine Spezialisierung auf Barockvioline erfolgte bei Simon Standage und auf Theorbe bei Frank Pschichholz sowie auf zahlreichen Meisterkursen u.a. bei Nigel North, Eduardo Egüez, Eugene Ferré, Evangelina Mascardi und Daniele Caminiti. Das Spielen der Mittelalterlaute erlernte er bei Claudia Caffagni. Er wirkt in zahlreichen Aufführungen mittelalterlicher, Renaissance- und Barockmusik mit. (www.matthias-otto.com)

Mareike Greb, Pantomime / szenische Umsetzung

Mareike Greb (© Frieder Krenzlin)

Mareike Greb (© Frieder Krenzlin)

Mareike Greb ist freie Tänzerin, Musikerin und Schauspielerin mit Wohnsitz in Leipzig. Bereits mit 16 Jahren begann sie sich nach einer Ballettausbildung am Theater der historischen Tanzkunst und Aufführungspraxis zu widmen und lernte neben ihrer Mitgliedschaft im Ensemble Tourdion (Saarland) u.a. bei Lieven Baert, Véronique Daniels, Markus Lehner, Barbara Sparti, Kaj Sylegard und Béatrice Massin. Sie leitet mehrere Ensembles, unterrichtet an verschiedenen Schulen und ist solo und in verschiedenen Besetzungen mit Kursen und Auftritten international, vor allem auch bei Festivals unterwegs. Daneben baute Mareike Greb ihre Fähigkeiten in modernen Tanzstilen aus, vor allem basierend auf »Contact Improvisation« und war unter anderem Leiterin der Abteilung Musiktheater an der Musikschule Merzig. 2012 gründete sie zusammen mit Thomas Streipert das WerkEnsembL.E., ein freies Schauspielensemble mit kleiner eigener Spielstätte, »Zu Gast bei Kallenbach«. Musikalisch kann Mareike Greb neben Gesang auf einer fundierten Ausbildung und Wettbewerbstätigkeit mit Block- und Querflöte aufbauen, sowie der Erfahrung in diversen Bands im In- und Ausland. Im Mai 2012 feierte sie record release mit ihrer Formation »Lambda«. (www.kunst.mareike-greb.de)